Tom Esser M.Sc. Ost.,
G.Os.C.-GB, D.O.blue, M.R.O.blue
Britischer Osteopath GOC
Heilpraktiker
Mitglied im VOD/AAO/GOC/FDH

Publikationen

Der osteopathisch ganzheitliche Ansatz zur Homöostase (Teil 1+2)

Auszug aus dem „American Academy of Osteopathy Yearbook“ von 1970, S. 1–5

 

Teil 1
„Die Osteopathie steckt erst in ihren Kinderschuhen“, waren die Worte ihres Begründers, Dr. Andrew T. Still, im Jahre 1899.
Im Jahr 1969 befindet sich die Osteopathie in der „Agonie ihrer Auslöschung“. Knospung, Blüte und Niedergang hatten lediglich siebzig, kurze Jahre gedauert. Damit wir die Osteopathie als Beruf wiederbeleben können, müssen wir unsere Energien fokussieren, um eine Grundlage zu schaffen, auf der wir unsere Spezialisierungen aufbauen können. Wir müssen zum ganzheitlichen Konzept zurückkehren. Der menschliche Körper ist ein ganzheitliches Ganzes, das, wenn der Patient auf dem Rücken liegt und der Körper ruht, die Zwerchfellatmung benötigt, um eine angemessene Bewegung aller Flüssigkeiten im Körper zu ermöglichen. Wir müssen den ganzen Körper als eine strukturelle und funktionelle Einheit beurteilen, deren Teile wechselseitig verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Damit maximale Effektivität erreicht werden kann, brauchen alle Teile des Körpers eine normale Struktur.

 

Das Bedürfnis nach einer angemessenen Menge an Sauerstoff dominiert sämtliche Probleme der Medizin. Als Osteopathen liegt es in unserer Verantwortung, die vereinenden Funktionen der Atmung und des Kreislaufs zu verbessern. So kann dieses Schlüsselelement des Gewebestoffwechsels alle Zellen des Körpers erreichen. Die volle Lungenkapazität ist 20-mal wichtiger für die Sauerstoffversorgung des Blutes in den Ruhephasen. Lasst uns den Patienten also untersuchen, während er auf dem Rücken liegt. Wir schauen wie er atmet, wenn sich der Motor der Atmung im Leerlauf befindet [2]. Ist es nur thorakale Atmung, nur Zwerchfellatmung oder eine Mischung aus thorakaler und Zwerchfellatmung? Wie weit bewegt sich das Abdomen nach unten? Bewegt es sich nur bis zum Nabel oder hinunter bis zum Schambein? Wie ist die Atmung eines relativ normalen, gesunden Individuums in Rückenlage beschaffen? Wir können nicht hoffen, das Abnorme zu erkennen oder intelligent zu behandeln, wenn wir nicht vorher einen Standard für die Eupnoe haben. Als Osteopathen können wir, wenn wir eine gestörte Struktur korrigieren, den thorakalen Atmer und den gemischten Atmer dahingehend verändern, dass deren Atmung zu einer reinen Zwerchfellatmung wird.

Der Patient beginnt dann langsam und tief zu atmen. Das Abdomen kann beobachtet werden, wie es sich ganz nach unten bis zum Schambein hin bewegt und beidseitig symmetrisch wird. Da wird kein „Gewicht der Brust“ wahrgenommen aufgrund funktioneller Dysfunktionen im Brustkorb. Da gibt es keine Klagen über ein „enges Band um den Bauch“ aufgrund einer Dysfunktion des Zwerchfells. Wärme kehrt in den Körper zurück aufgrund einer besseren Zirkulation. Der verbesserte Abfluss der Kopfvenen bessert den Zustand der Nasennebenhöhlen. Der Kopf fühlt sich klarer an, die Augen sind weniger lichtempfindlich und die Sicht ist schärfer. Bei der osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen ist unser Ziel ein tiefes, langsames Zwerchfellatmen, wenn der Patient auf dem Rücken liegt. Wir wollen auch die gewaltigen, elastischen Kräfte, die der Brust innewohnen, erneuern. Diese Kräfte stammen aus der Art und Weise, wie die Wirbelsäule, die Rippen, ihre Knorpel und das Sternum zusammengefügt sind. Besonders wichtig ist die physiologische Bewegung des Sakrums, das sich während der Atmung passiv zwischen den Darmbeinschaufeln bewegen sollte. Während der Einatmung bewegt sich die Basis des Sakrums posterior- superior, während sich der Apex [11] anterior bewegt.
Während der Ausatmung verläuft das Ganze umgekehrt.

Damit die Brust symmetrisch ist, muss das Becken waagerecht und der Rücken gerade sein.
„Die Bewegung der Wirbelsäule ist nicht beschränkt auf die Brustgegend, sondern erstreckt sich in den Hals- und Lendenbereich. Während der Einatmung begradigen sich alle Rundungen der Wirbelsäule, während der Ausatmung werden sie hervorgehoben.
Jedes Wirbelsegment trägt zur Summe dieser Veränderungen bei. Damit dies möglich ist, müssen alle Segmente frei und ohne Beeinträchtigungen beweglich sein. Jegliche Bewegungseinschränkung in der Wirbelsäule geht einher mit Gelenkoder Haltungsspannung. Manchmal bleiben die Auswirkungen solcher Veränderungen auf subklinischem Level, obwohl ihr Vorhandensein die Wirksamkeit des Atmungsmechanismus verringert“ [2]. Es sollte keine deutliche, funktionale Dysfunktion vorhanden sein, wenn der Patient auf dem Rücken liegt. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, damit die Brust hochkommen und sich das natürliche Gleichgewicht der Brust herstellen kann. Ein negativer Druck soll in der Brust hergestellt werden. Wir haben der oberen Mediastinalgegend und der Bedeutung des Zwerchfells nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Beide sind wichtig, damit die Flüssigkeiten im Körper richtig fließen können, wenn der Patient ruht. Ungeachtet der Position des Körpers muss stets ein positiver Füllungsdruck im Brustbereich
der oberen und unteren Hohlvene bestehen [11]. Die Physiodynamik der Brust und des Abdomens im Zusammenspiel mit dem Zwerchfell als Kraftzentrale ist eine wesentliche Hilfe, um das Blut in das rechte Herz und durch die Lungen in den linken Ventrikel zu befördern. Das Herz ist nur eine Druckpumpe. Das einzig dicke Myokard ist das der linken Herzkammer. Es bringt das Blut in die Aorta, die einen Durchmesser von ca. 2,5 cm hat. Das Blut tritt in die Aorta ein mit einer Geschwindigkeit von einem halben Meter pro Sekunde und einem Druck von 170 mm Hg [3] – und das 70-mal pro Minute. Der Blutdruckabfall von der Aorta zu den kleinsten Arterien ist nur gering; aber durch die Arteriolen, die als eine Art Lager fungieren, beträgt der Druckunterschied zwischen 50 und 60 mm Hg [3]. Das Herz und alle Arterien bis hin zu den Arteriolen enthalten nur 20 % der 5 Liter Blut im Körper.

Lediglich 5 % des gesamten Blutvolumens des Körpers befinden sich im „Kapillarsee“, dessen Durchmesser das 800fache der Aorta beträgt. Im Bruchteil einer Sekunde passiert das Blut diese „Kapillartunnel“. Das ist die Zeit, in der die„innere Atmung“ erfolgt. Milchsäure und andere Substrate des Gewebestoffwechsels werden zu Glukose oxidiert. Wärme und Energie werden produziert, Kohlendioxyd und Wasser ausgeschieden. Das Kreislaufsystem ist der Modus operandi, um das „innere Klima“ aufrechtzuerhalten. Die Homöostase – das Gleichgewicht der Körperfunktionen – die fortwährende Zusammensetzung und die Temperatur des Flüssigkeitsumfelds der Geweberäume müssen bewahrt werden. Die Hypoxie ist der Anfang von Dysfunktion [5] und Krankheit. Die Anoxie (Erstickungstod) – der Sauerstoffmangel (Hypoxie) – ist die einzige Todesursache. Im venösen Teil des Körperkreislaufs finden wir 75 % des gesamten Blutvolumens. Dieses große venöse Reservoir wird direkt beeinflusst von einer intelligenten osteopathischen Behandlung, die direkt auf die abdominalthorakale Pumpe wirkt. In Rückenlage werden sowohl die untere als auch die obere Hohlvene vom Blut gedehnt, das darauf wartet, ins Herz zu fließen und so die Herzleistung erhöht. Diese venöse Pumpe leistet mit nur 12 bis 16-mal pro Minute ebensoviel Arbeit wie das Herz in 70-mal pro Minute. Die Rate des Rückflusses bestimmt die Leistung. Der Muskeltonus der abdominalen Wand und das Absinken des Zwerchfells während der Einatmung erhöhen den gesamten intraabdominalen Druck. Wir möchten besonders auf die Wichtigkeit des Tonus und die Bewegung der Muskeln im Beckenboden verweisen. Das Beckendiaphragma wird direkt beeinflusst von der passiven Bewegung des Sakrums zwischen den Darmbeinschaufeln während der Atmung. Das Beckendiaphragma sollte funktional ausgeglichen sein mit dem abdominalthorakalen Zwerchfell. Es gibt auch noch ein kraniales Diaphragma, das aus Dura, harter Hirn- und Rückenmarkshaut besteht. Das kraniale Diaphragma, das Falx cerebri und Tentorium cerebelli genannt wird, hängt zusammen mit der Dura, die am Foramen magnum befestigt ist, am zweiten und dritten Halswirbel und am zweiten Kreuzbeinsegment [3]. Das bezeichnen wir als kraniosakralen Mechanismus der Atembewegung oder als den primären Atemmechanismus (PRM). Der Thorax und sein Diaphragma werden als sekundärer Atemmechanismus (SRM) bezeichnet. Es ist wichtig, dass die funktionale Beziehung der 3 Diaphragmen gründlich verstanden wird [5].

Deshalb soll uns wohl der Ausdruck „kraniosternosakraler Mechanismus“ an die Einheit der Atmung in den 3 Körperregionen erinnern. Bowsher (1960) und Parker (1967) sagen, dass es von allergrößter Wichtigkeit ist, dem venösen Abflusssystem im Zentralnervensystem Beachtung zu schenken [1,8]. Die Tatsache, dass das ganze System ventillos ist, bedeutet, dass das Blut in beide Richtungen fließen kann. Das Leeren ist passiv und hängt von der richtigen Atmung sowie von ausreichend negativem intrathorakalen Druck ab. Die kranialen, venösen Blutleiter entleeren sich in die Vena jugularis interna und damit in die obere Hohlvene. Das ganze venöse System des subarachnoidalen Raums entleert sich auch in die obere Hohlvene. Allerdings behindern veränderte Bewegungsmechanismen der Wirbel, Rippen oder des Sternums das Entleeren. Das Blut kann über das Azygossystem zurückfließen und über die untere Hohlvene ins Herz eintreten. Das bewirkt, dass die Atembewegungen der oberen und unteren Venen in jeder beliebigen Phase der Atmung in entgegengesetzte Richtungen gehen. Und so entsteht in einem geschlossenen System eine retrokaudale Ebbe und Flut von zerebrospinaler Flüssigkeit, die von den Schwingungen des Atems hervorgebracht wird. Die plexiformen Venen der Wirbelsäule und des subarachnoidalen Raums durchdringen die Dura um die Nervenwurzeln wie ein pampiniformes Venengeflecht und kommen mit den extraduralen, longitudinalen Venen der Wirbel zusammen [1]. Diese wiederum sind durch jeden Zwischenwirbelkanal mit Vena azygos oder Vena hemiazygos in der Brust und den aufsteigenden Lumbalvenen verbunden. Weil um diese Nervengeflechte eine Bändermanschette durchdrungen werden muss, ist es wichtig, die normale Bewegung für diese Öffnung aufrechtzuerhalten [8]. Das gesamte ventillose und venöse System der Wirbel ist mit den kranialen, venösen Blutleitern, dem subokzipitalen und zervikalen Nervengeflecht, dem Lungensystem und dem Pfortadersystem direkt anastomotisch [10].

Die Venen in den Wirbeln laufen nicht zusammen, wenn sie sich dem Herzen nähern und die Volumenkapazität groß ist. Tatsache ist, dass sie die gesamte Last der unteren Hohlvene tragen. Dr. Sutherland hat in seinem Buch über das kraniale Konzept der Osteopathie „The Cranial Bowl“ (1939) gesagt: „Die duralen Gewebe agieren als Wände zu den venösen Hauptkanälen, die zu den Jugularvenen führen. Einschränkungen der Jugularvenen erhöhen den Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit. Diese Tatsache wurde durch den Lumbarpunktionstest bewiesen, bei dem ein Assistent die Vene hält. Bei den meisten Arten von kranialen, membranösen und Gelenkspannungen oder Dysfunktionen können wir vermuten, dass es unnatürliche Behinderungen gibt in den duralen und arachnoidalen Membranen – und zwar nicht nur in den duralen, sondern auch in den subarachnoidalen Kanälen. Solche Behinderungen schränken die zirkulatorische Aktivität der zerebrospinalen Flüssigkeit ein und in zweiter Linie die normale Aktivität der Ventrikel und Gehirnwindungen. Dr. Still betonte die Wichtigkeit eines normalen Blutflusses in den Arterien. Ich würde zusätzlich noch die Wichtigkeit eines normalen Flusses der zerebrospinalen Flüssigkeit betonen. Ich glaube, dass die zirkulatorische Aktivität der zerebrospinalen Flüssigkeit vorrangig ist vor der arteriellen, venösen und lymphatischen Aktivität“ [10].

Es muss gesagt werden, dass kraniale Läsionen/ Dysfunktionen vorrangig sein können und nur von denen, die das kraniale Konzept der Osteopathie studiert haben, erfolgreich behandelt werden können. Der primäre Atemmechanismus umfasst die Beweglichkeit des Zentralnervensystems, den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit, die reziproken Spannungsmembranen und die Beweglichkeit des Sakrums zwischen den Darmbeinschaufeln. Wenn der sekundäre Atemmechanismus (der Thorax mit seinem Diaphragma) beeinträchtigt ist, erfordert dies „primäre“ Aufmerksamkeit, um den gestörten venösen Ablauf des primären Atemmechanismus zu behandeln. Im Gehirn und im Rückenmark gibt es keine Lymphe. Es gibt jedoch Verbindungen zwischen den intrakranialen Schädelnähten und dem Lymphsystem.

„Durch die arachnoidale Hülle des Sehnervs passieren Materialien (...) in das orbitale Fett und das lockere Bindegewebe. Wohingegen es in der Substanz der Augenmuskeln Kapillaren gibt (...). Ein anderer Abflussweg ist die Tenon-Kapsel (...). Foldi fand Lymphkapillaren in der Dura um das Foramen jugulare (...). Injizierte Substanzen dringen durch die arachnoidalen Sackgassen um die spinalen Nervenwurzeln und werden von den Lymphgefäßen aufgenommen, die sich im epiduralen Fett der Foramina intervertebralis befinden“ [4].

In seinem Buch „Krankheiten des Lymphsystems und der Lymphzirkulation“ sagt Michael Foldi: „In krassem Gegensatz zur verbreiteten Lehrmeinung, ist der Lymphfluss von allerhöchster Wichtigkeit für die zerebrospinale Flüssigkeitszirkulation.“ An anderer Stelle sagt er: “Die Funktionstüchtigkeit des zervikalen Lymphsystems sollte immer mitberücksichtigt werden bei der Analyse von Krankheiten des Zentralnervensystems“ [4].

Das Lymphgefäßsystem ist ganz eng verbunden mit dem venösen Aspekt des Blutgefäßsystems. Das Lymphgefäßsystem nimmt die Lymphe der Gewebe auf, filtert sie durch die Lymphdrüsen und entleert sie in das venöse System. Das Lymphgefäßsystem ist ebenso klar definiert wie das venöse System. Es ist wichtig, dass wir die Anatomie dieses Systems gründlich verstehen. Der Truncus lumbalis [4] drainiert das Becken, die unteren Extremitäten, die Eingeweide und die Brustwand und entleert es in die Cisterna chyli. Die Cisterna chyli entleert in den Ductus thoracicus [7], von dort ins venöse System an der Kreuzung der linken Vena subclavia und der Vena jugularis interna. Der Ductus thoracicus [7] empfängt den Abfluss des Truncus jugularis [9], von wo aus die linke Kopfseite entleert wird: der Trunkus subclavius [6] unter dem Schlüsselbein, der die linke, obere Extremität entleert, und der Truncus bronchomediastinalis, der die linke Seite des Thorax und seinen Inhalt entleert. Der Ductus lymphaticus dexter entleert den übrigen Körper. Obwohl gezeigt wurde, dass sich die Lymphgefäße an vielen Stellen ins venöse System entleeren, sollte man praktischerweise daran denken, die Behandlung des Lymphsystems immer damit zu beginnen, dass man mit einer guten abdominothorakalen venösen Pumpe eine „endgültige Entleerung“ sicherstellt. Venöse Stauung mag den Lymphblockaden vorangehen, aber es ist die Lymphstörung, die für die Gewebe verheerend ist. In der Endbetrachtung sind die Venen weit weniger wichtig in der pathologischen Phase als die Lymphgefäße und –knoten. Es ist einfacher, die venöse Entleerung wiederherzustellen als die lymphatische Drainage. Das Buch „Angewandte Anatomie des Lymphsystems“ von Dr. F.P. Millard, das 1922 veröffentlicht wurde, war ein Meilenstein für den Fortschritt der Osteopathie [7].

David sagt im Psalm 139: „Ich bin ängstlich und wundervoll gemacht.“ In der Originalsprache heißt das Wort „machen“ „zusammen verweben“. Wie im American Academy of Osteopathy Yearbook (1968) geschrieben wurde, tun die Faszien genau dies im Körper [9]. Sie „verweben“ die Strukturen der verschiedenen Systeme im Körper miteinander und veranlassen, dass diese harmonisch zusammenarbeiten. Die Faszien sind auf derselben Ebene und auf den tieferen Ebenen zusammenhängend. Es gibt 3 Hauptebenen und zwischen jeder Ebene befindet sich dieselbe „Hülle“: zwei Venen, ein Lymphgefäß, eine Arterie und ein Nerv. Diese neurovaskulären Bündel sind – zusammen mit den myofaszialen Einheiten – „periphere Pumpen“, die den venösen Rückfluss und den lymphatischen Abfluss unterstützen, wenn der Körper in Bewegung ist.

Wenn sich der Patient in Rückenlage befindet, hängen venöse Zirkulation und lymphatischer Abfluss von der richtigen Atmung ab. Ein venöser Stau an jeder Stelle im Körper wird bald die tief liegenden Lymphgefäße in Mitleidenschaft ziehen, die rund um die Venen geflochten sind und zusammenmünden. Bald folgen Ödeme. Der pH-Wert des Gewebes wird sich verändern, der Blutfluss in den Arterien wird behindert und die Trophizität und Funktion des Nervs wird verändert. Dieser Mechanismus wird zuerst die tieferen Ebenen befallen, zurückgehen und bald den Abfluss der oberen Schichten behindern. So werden nicht nur Dysfunktionen im Weichteilgewebe, sondern auch funktionale Gelenkdysfunktionen verursacht.

Weil Blutgefäß- und Lymphgefäßsystem durch den gesamten Körper verlaufen, ist es wichtig, alle myofaszialen Spannungen und funktionellen Belastungen, die die Effektivität des Flusses stören, abzubauen. Wenn wir den ganzen Körper behandeln, beeinflussen wir das Flussvolumen und die Geschwindigkeit des Flusses. Auch in den systemischen Venen, die keine Ventile haben, beeinflussen wir die Flussrichtung. Sowohl der Blutdruck – venös und arteriell – als auch der Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit werden beeinflusst, weil jede Veränderung im intrathorakalen Druck (der letzten venösen Pumpe) durch den ventillosen Plexus venosus vertebralis auf den zerebrospinalen Flüssigkeitsdruck übertragen wird.

„Die Atmung manifestiert sich auch in der Höhe des Flüssigkeitsdrucks. Die Druckschwankungen betragen etwa 10-20 mm Hg pro Atemzug. Diese Schwankungen stehen im Zusammenhang mit der Art der Atmung. In der einfachen Brustatmung steigt der Druck mit jeder Einatmung und fällt mit der Ausatmung. Bei vorherrschender Bauchatmung kann das Gegenteil beobachtet werden“ [6].

Würde man die normale Atmung beim Patienten in Rückenlage als diaphragmatisch beschreiben, dann würde man über ihren Effekt auf die Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit immer das Gleiche herausfinden. Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Atemfunktion und der Lungenzirkulation. Es ist in der Tat zweifelhaft, ob das rechte Herz nach der Geburt die gesamte Blutmenge durch die Lungen pumpen kann ohne die Physiodynamik der Brust. Die Atembewegungen verändern die Blutmenge in der Lunge. Während der Einatmung werden die Bronchien länger und breiter; die Lungenwurzel bewegt sich nach unten, vorne und lateral. Diese Wurzelbewegung ist besonders wichtig für die Lungenspitze und für den Teil, der posteriorsuperior zur Wurzel liegt und sich nicht nach oben oder hinten ausdehnen kann. Wenn die Wurzel aus irgendeinem Grund starr ist, dann kann sich die apikale Region kaum ausdehnen.

Ohne Bewegung gibt es keinen Lymphfluss in den Lungen. Das Herz wird unterstützt von der Lungenwurzel. Durch das Septum mediastinale ist es am Manubrium sterni befestigt und am oberen Sternoperikardialband und dem Processus xiphoideus des Sternums durch das untere Ligamentum sternopericardiaca. Das Septum mediastinale ist posterior befestigt an der Wirbelsäule vom I. bis zum XII. Brustwirbel. Das Herz ist „aufgehängt“ von der Basis des Os occipitale durch die Fascia praevertebralis; das Perikard wird vorne unterstützt von der Fascia praetrachealis. Darunter ist das Perikard befestigt an der zentralen Sehne des Zwerchfells und an den Muskelfasern des linken Anteils des Zwerchfells. Bei einem normalen Patienten in Rückenlage arbeitet das Herz entweder in vollem oder fast vollem Umfang. Weil der Thorax der Hauptöffner der Herzkammern ist, ist es unsere Pflicht als Osteopathen sicherzustellen, dass der inspiratorische Charakter des in der Brust innewohnenden Gleichgewichts gewährleistet ist. Dies ist besonders wichtig, wenn wir wissen, dass in der Rückenlage eine tiefere Atmung und Durchblutung der oberen Lungenlappen und maximaler Blutfluss durch den hinteren Lungenlappen stattfindet.

Es gibt einen einfachen, aber sehr praktischen Test, um die bessere Zirkulation aufgrund von Zwerchfellatmung in Rückenlage bestätigt zu bekommen: Wenn der Osteopath seine Hände hoch auf das Abdomen auflegt, unter dem Rippenbogen, und festen Druck in Richtung dorsal und kranial ausübt, als ob er das Zwerchfell „anhebt“ oder seine Kuppelform verstärkt, sollte der Patient Wärme oder Hitze im unteren Rückenbereich und im Bereich des Sakrums spüren.

Dieser Vorgang stoppt die Bewegung des Zwerchfells, während die „thorakale Atmung“ übernimmt und so das Blut effektiver in die obere Hohlvene fließen lässt. So wird der venöse Abfluss „durchgespült“, damit die „Herrschaft der Arterie“ in den Vordergrund rückt und die zerebrospinale Flüssigkeit das Kommando übernehmen kann. So entstehen freie Atembewegungen in Gehirn und Rückenmark, was den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit im ganzen Nervensystem anregt. Positiver Druck im Abdomen lässt einen Teil des Blutes in die thorakale Kavität dringen und auch etwas davon in die untere Hohlvene zurückfließen, ins venöse System des subarachnoidalen Raumes. Die Erfahrung des Autors zeigt, dass dieser Test für etwa 80 % der Patienten gilt.

Es gibt noch ein anderes, sehr praktisches Vorgehen, um den venösen Rückfluss und den Abfluss der Lymphe im ganzen Körper zu verstärken. Auch dabei empfindet der Patient ein Gefühl von Wärme im ganzen Körper und/oder im Bereich, wo die Zirkulation mangelhaft war und sich deshalb „kalt“ anfühlte. Der Patient liegt auf dem Rücken und der Therapeut steht am Kopf des Tisches. Der Musculus pectoralis major und der Musculus pectoralis minor werden nahe ihres Ursprungs gefasst. Dann wird ein Zug nach kranial und anterior gesetzt, während die Zwerchfellatmung arbeitet. Ein Erröten der Haut und/oder am ganzen Körper kann dabei beobachtet werden.

Erst wenn wir einen besseren Rückfluss zu den terminalen Abflussgebieten erreicht haben, können wir intelligent weitermachen und die Gliedmaßen effizient behandeln: erst die Schulter, dann den Ellenbogen, dann das Handgelenk und schlussendlich die Fingerglieder. Alle myofaszialen Spannungen und funktionalen Belastungen sollten behoben werden für ein möglichst effizientes, vaskuläres Bett. Die gleiche Behandlungsabfolge gilt für die unteren Extremitäten: erst die Hüfte, dann das Knie, das Fußgelenk und dann die Zehenglieder.

Es wurden noch keine Spezifikationen für „Eupneoe“ beim relativ normalen, gesunden Individuum in Rückenlage aufgestellt. Eine umfassende, osteopathische Behandlung würde alle Patienten dazu bringen allein mit ihrem Zwerchfell zu atmen, wenn sie auf dem Rücken liegen. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, sodass die Brust hochkommen kann. Dies ist wesentlich, damit der venöse Rückfluss sichergestellt wird, speziell für das gesamte Zentralnervensystem und das Lymphgefäßsystem, damit die Arterie die „Herrschaft übernehmen“ und die zerebrospinale Flüssigkeit „das Kommando übernehmen“ kann.

Es wird ein Test ausgeführt, um die bessere Zirkulation der Flüssigkeiten aufgrund einer osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen bestätigen zu können. Ein Zug an den pektoralen Muskeln hilft dem venösen und lymphatischen Abfluss und bewirkt eine bessere Zirkulation im Körper und eine Empfindung von Wärme. Unser Titel „D.O.“ könnte für unsere Fähigkeit stehen, unseren Patienten Sauerstoff zu liefern: Deliver Oxygen.

 

Teil 2
David sagt im Psalm 139: „Ich bin ängstlich und wundervoll gemacht.“ In der Originalsprache heißt das Wort „machen“ „zusammen verweben“. Wie im American Academy of Osteopathy Yearbook (1968) geschrieben wurde, tun die Faszien genau dies im Körper [9]. Sie „verweben“ die Strukturen der verschiedenen Systeme im Körper miteinander und veranlassen, dass diese harmonisch zusammenarbeiten. Die Faszien sind auf derselben Ebene und auf den tieferen Ebenen zusammenhängend. Es gibt 3 Hauptebenen und zwischen jeder Ebene befindet sich dieselbe „Hülle“: 2 Venen, ein Lymphgefäß, eine Arterie und ein Nerv. Diese neurovaskulären Bündel sind – zusammen mit den myofaszialen Einheiten – „periphere Pumpen“, die den venösen Rückfluss und den lymphatischen Abfluss unterstützen, wenn der Körper in Bewegung ist.

Wenn sich der Patient in Rückenlage befindet, hängen venöse Zirkulation und lymphatischer Abfluss von der richtigen Atmung ab. Ein venöser Stau an jeder Stelle im Körper wird bald die tief liegenden Lymphgefäße in Mitleidenschaft ziehen, die rund um die Venen geflochten sind und zusammenmünden. Bald folgen Ödeme. Der pH-Wert des Gewebes wird sich verändern, der Blutfluss in den Arterien wird behindert und die Trophizität und Funktion des Nerves wird verändert. Dieser Mechanismus wird zuerst die tieferen Ebenen befallen, zurückgehen und bald den Abfluss der oberen Schichten behindern. So werden nicht nur Dysfunktionen im Weichteilgewebe, sondern auch funktionale Gelenkdysfunktionen verursacht.

Weil Blutgefäß- und Lymphgefäßsystem durch den gesamten Körper verlaufen, ist es wichtig, alle myofaszialen Spannungen und funktionellen Belastungen, die die Effektivität des Flusses stören, abzubauen. Wenn wir den ganzen Körper behandeln, beeinflussen wir das Flussvolumen und die Geschwindigkeit des Flusses. Auch in den systemischen Venen, die keine Ventile haben, beeinflussen wir die Flussrichtung. Sowohl der Blutdruck – venös und arteriell – als auch der Druck der zerebrospinalen Flüssigkeit werden beeinflusst, weil jede Veränderung im intrathorakalen Druck (der letzten venösen Pumpe) durch den ventillosen Plexus venosus vertebralis auf den zerebrospinalen Flüssigkeitsdruck übertragen wird.

„Die Atmung manifestiert sich auch in der Höhe des Flüssigkeitsdrucks. Die Druckschwankungen betragen etwa 10–20 mm Hg pro Atemzug. Diese Schwankungen stehen im Zusammenhang mit der Art der Atmung. In der einfachen Brustatmung steigt der Druck mit jeder Einatmung und fällt mit der Ausatmung. Bei vorherrschender Bauchatmung kann das Gegenteil beobachtet werden“ [6].

Würde man die normale Atmung beim Patienten in Rückenlage als diaphragmatisch beschreiben, dann würde man über ihren Effekt auf die Fluktuation der zerebrospinalen Flüssigkeit immer das Gleiche herausfinden.

Es besteht ein sehr enger Zusammenhang zwischen der Atemfunktion und der Lungenzirkulation. Es ist in der Tat zweifelhaft, ob das rechte Herz nach der Geburt die gesamte Blutmenge durch die Lungen pumpen kann ohne die Physiodynamik der Brust. Die Atembewegungen verändern die Blutmenge in der Lunge. Während der Einatmung werden die Bronchien länger und breiter; die Lungenwurzel bewegt sich nach unten, vorne und lateral. Diese Wurzelbewegung ist besonders wichtig für die Lungenspitze und für den Teil, der posterior- superior zur Wurzel liegt und sich nicht nach oben oder hinten ausdehnen kann. Wenn die Wurzel aus irgendeinem Grund starr ist, dann kann sich die apikale Region kaum ausdehnen.

Ohne Bewegung gibt es keinen Lymphfluss in den Lungen. Das Herz wird unterstützt von der Lungenwurzel. Durch das Septum mediastinale ist es am Manubrium sterni befestigt und am oberen Sternoperikardialband und dem Processus xiphoideus des Sternums durch das untere Ligamentum sternopericardiacum. Das Septum mediastinale ist posterior befestigt an der Wirbelsäule vom I. bis zum XII. Brustwirbel. Das Herz ist „aufgehängt“ von der Basis des Os occipitale durch die Fascia praevertebralis; das Perikard wird vorne unterstützt von der Fascia praetrachealis. Darunter ist das Perikard befestigt an der zentralen Sehne des Zwerchfells und an den Muskelfasern des linken Anteils des Zwerchfells.

Bei einem normalen Patienten in Rückenlage arbeitet das Herz entweder in vollem oder fast vollem Umfang. Weil der Thorax der Hauptöffner der Herzkammern ist, ist es unsere Pflicht als Osteopathen sicherzustellen, dass der inspiratorische Charakter des in der Brust innewohnenden Gleichgewichts gewährleistet ist. Dies ist besonders wichtig, wenn wir wissen, dass in der Rückenlage eine tiefere Atmung und Durchblutung der oberen Lungenlappen und maximaler Blutfluss durch den hinteren Lungenlappen stattfindet.

Es gibt einen einfachen, aber sehr praktischen Test, um die bessere Zirkulati-on aufgrund von Zwerchfellatmung in Rückenlage bestätigt zu bekommen: Wenn der Osteopath seine Hände hoch auf das Abdomen auflegt, unter dem Rippenbogen, und festen Druck in Richtung dorsal und kranial ausübt, als ob er das Zwerchfell „anhebt“ oder seine Kuppelform verstärkt, sollte der Patient Wärme oder Hitze im unteren Rückenbereich und im Bereich des Sakrums spüren.

Dieser Vorgang stoppt die Bewegung des Zwerchfells, während die „thorakale Atmung“ übernimmt und so das Blut effektiver in die obere Hohlvene fließen lässt. So wird der venöse Abfluss „durchgespült“, damit die „Herrschaft der Arterie“ in den Vordergrund rückt und die zerebrospinale Flüssigkeit das Kommando übernehmen kann. So entstehen freie Atembewegungen in Gehirn und Rückenmark, was den Fluss der zerebrospinalen Flüssigkeit im ganzen Nervensystem anregt. Positiver Druck im Abdomen lässt einen Teil des Blutes in die thorakale Kavität dringen und auch etwas davon in die untere Hohlvene zurückfließen, ins venöse System des subarachnoidalen Raumes. Die Erfahrung des Autors zeigt, dass dieser Test für etwa 80 % der Patienten gilt.

Es gibt noch ein anderes, sehr praktisches Vorgehen, um den venösen Rückfluss und den Abfluss der Lymphe im ganzen Körper zu verstärken. Auch dabei empfindet der Patient ein Gefühl von Wärme im ganzen Körper und/oder im Bereich, wo die Zirkulation mangelhaft war und sich deshalb „kalt“ anfühlte. Der Patient liegt auf dem Rücken und der Therapeut steht am Kopf des Tisches. Der Musculus pectoralis major und der Musculus pectoralis minor werden nahe ihres Ursprungs gefasst. Dann wird ein Zug nach kranial und anterior gesetzt, während die Zwerchfellatmung arbeitet. Ein Erröten der Haut und/oder am ganzen Körper kann dabei beobachtet werden.

Erst wenn wir einen besseren Rückfluss zu den terminalen Abflussgebieten erreicht haben, können wir intelligent weitermachen und die Gliedmaßen effizient behandeln: erst die Schulter, dann den Ellenbogen, dann das Handgelenk und schlussendlich die Fingerglieder. Alle myofaszialen Spannungen und funktionalen Belastungen sollten behoben werden für ein möglichst effizientes, vaskuläres Bett. Die gleiche Behandlungsabfolge gilt für die unteren Extremitäten: erst die Hüfte, dann das Knie, das Fußgelenk und dann die Zehenglieder.

Es wurden noch keine Spezifikationen für „Eupnoe“ beim relativ normalen, gesunden Individuum in Rückenlage aufgestellt. Eine umfassende, osteopathische Behandlung würde alle Patienten dazu bringen, allein mit ihrem Zwerchfell zu atmen, wenn sie auf dem Rücken liegen. Die Lendenwirbelsäule sollte den Tisch berühren, sodass die Brust hochkommen kann. Dies ist wesentlich, damit der venöse Rückfluss sichergestellt wird, speziell für das gesamte Zentralnervensystem und das Lymphgefäßsystem, damit die Arterie die „Herrschaft übernehmen“ und die zerebrospinale Flüssigkeit „das Kommando übernehmen“ kann.

Es wird ein Test ausgeführt, um die bessere Zirkulation der Flüssigkeiten aufgrund einer osteopathischen Behandlung oder einer Serie von Behandlungen bestätigen zu können. Ein Zug an den pektoralen Muskeln hilft dem venösen und lymphatischen Abfluss und bewirkt eine bessere Zirkulation im Körper und eine Empfindung von Wärme. Unser Titel „D.O.“ könnte für unsere Fähigkeit stehen, unseren Patienten Sauerstoff zu liefern: Deliver Oxygen.

 

 

 

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